Demo: Zeit für Solidarität
Schließt die Erstaufnahmestelle in der Lindenstraße!
Evakuiert das Lager in Moria!
Für eine grenzenlose Solidarität!
(english version below)
Am 2. Mai 2020, 12 Uhr am Theater am Goetheplatz rufen wir zu einem Autokorso der Solidarität auf. Gemeinsam fahren wir vom Theater am Goetheplatz zum Lager in der Lindenstraße.
In der zentralen Aufnahmestelle Lindenstraße müssen derzeit 374 Geflüchtete wohnen. Die Bewohner*innen warnen seit Langem, dass die Wohnbedingungen dort nicht zumutbar sind und sich eine COVID-19-Infektion sofort verbreiten würde. Das ist nun eingetreten. Die Erstaufnahmestelle befindet sich im Ausnahmezustand. 120 Bewohner*innen sind mit Covid-19 infiziert (Stand 23.4.20). Die Unterkunft ist abgeriegelt und kann nicht mehr verlassen werden. Währenddessen spielt Sozialsenatorin Anja Stahmann das Problem weiter herunter.
Wir betrachten den lokalen Kampf gegen die Erstaufnahmestelle Lindenstraße als Teil des Kampfes für eine globale Solidarität.
Basisgruppe Antifaschismus Bremen (BA), Feministische Antifa Bremen (Fa*b), Interventionistische Linke Bremen (IL), Sozialistische Jugend – die Falken Bremen (Falken), Wagenplatz Ölhafen (Ölhafen), Ende Gelände Bremen (Ende Gelände)
Das Problem heißt Rassismus – das Problem heißt Nationalismus
Statt die Pandemie wirklich als globales Problem zu begreifen, verfallen die Nationalstaaten in Abschottungspolitik und absurde Konkurrenzlogik. Nationalismus ist, mal wieder, die Antwort auf die Krise.
Nach der Finanzkrise 2008 wurde, von Deutschland vorangetrieben, der Startschuss für massive Sparmaßnahmen in Europa gesetzt – auch im Gesundheitswesen. Das hat nun unter Anderem in Griechenland tödliche Folgen: Mehr als ein Drittel der Krankenhäuser wurde geschlossen und die finanziellen Mittel um 40 Prozent gekürzt – und noch immer können sich viele Griech*innen keine eigene Krankenversicherung leisten. Der Krisengewinner und “Beatmungsweltmeister” Deutschland stemmt sich mit aller Kraft gegen eine europäische Solidarität und verwehrt den ohnehin schon am Boden liegenden Krisenverlierer*innen die sogenannten „Corona-Bonds” und lässt sie auch bei der Aufnahme von Geflüchteten weiterhin alleine.
Deutschland applaudiert sich selbst im globalen Wettlauf um die kleinste Corona-Toten-Zahl. Dabei sollen sich diejenigen aufopfern, die in nun „systemrelevant“ genannten Berufen für den Standort Deutschland schuften – vor allem Frauen*. Man klatscht kostenlosen Beifall für Pfleger*innen, statt ihnen endlich menschenwürdige Arbeitsbedingungen zuzusichern.
Der Staat holt mehr als 150.000 gestrandete deutsche Urlauber*innen mit Flugzeugen zurück. Da gleicht die Aufnahme von 50 (!) unbegleiteten Jugendlichen einer Verhöhnung. Geflüchtete werden weiterhin in Sammelunterkünften wie der Lindenstraße untergebracht, die sie einer weitaus größeren Gefahr einer Ansteckung aussetzen.
Diese falsche Solidarität kennt nur den Standort Deutschland, der möglichst milde aus der Krise geschafft werden soll. Deutschland macht dicht und die Leidtragenden sind diejenigen, die schon zuvor die Verlierer*innen waren: Geflüchtete in den Sammelunterkünften in Bremen wie an Europas Grenzen, Obdachlose, prekär Beschäftigte.
Für eine echte, grenzenlose Solidarität
Wir sollten aufhören zu Hause zu sitzen und nur in den Nachrichten zu lesen, was der Staat sich für uns ausdenkt. Der Staat unternimmt neben nun dringend notwendigen auch sinnlose und autoritäre Maßnahmen, die nicht durch Infektionsschutz zu rechtfertigen sind: Einschränkung und teilweise Abschaffung der Versammlungsfreiheit, Grenzen dicht. Selbst die Seenotrettung, die ein internationales Recht ist, soll unterbleiben.
Fordern wir deshalb echte, globale Solidarität statt nationaler Schließung. Schon heute für die Welt nach Corona kämpfen.
Besondere Zeiten erfordern alternative Protestideen. Wir haben uns dazu entschieden, einen Autokorso zu veranstalten, um die Gefahr einer Ansteckung mit COVID-19 so gering wie möglich zu halten. Dabei sind wir uns darüber bewusst, dass Autos keinen Beitrag zum Klimaschutz leisten. Wir haben uns trotzdem dafür entschieden, um die Möglichkeit zu haben, sowohl in der Innenstadt als auch an der Erstaufnahmestelle in der Lindenstraße im Bremer Norden lautstark protestieren zu können. Beteiligt euch, auch wenn ihr nicht in ein Auto steigt – malt ein Transparent und hängt es aus dem Fenster oder stellt auch damit vor die Haustür. Macht Lärm. Sprecht euch in euren sozialen Kanälen für eine Schließung der Lindenstraße aus und zeigt nicht nur euren Nachbar*innen, dass Solidarität nicht in der eigenen Straße und nicht an den Grenzen aufhört.
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Time for solidarity
Close the Erstaufnahmeeinrichtung in Lindenstraße!
Evacuate the camp in Moria!
For a boundless solidarity!
On 2 May 2020, 12 noon at the Theater am Goetheplatz, we call for a motorcade of solidarity. Together we will drive from the Theater am Goetheplatz to the camp Lindenstraße.
At the moment 374 refugees have to live in the Erstaufnahmeeinrichtung in Lindenstraße. The residents* have been warning for a long time that the living conditions there are not reasonable and that a COVID-19 infections would spread immediately. This has now happened. The Erstaufnahmeeinrichtung is in a state of emergency. 120 residents* are infected with Covid-19 (status 23.4.20). The accommodation is sealed off and can no longer be left. Meanwhile social senator Anja Stahmann plays down the problem.
We consider the local fight against the Erstaufnahmeeinrichtung Lindenstraße as part of the fight for global solidarity.
Basisgruppe Antifaschismus Bremen (BA), Feministische Antifa Bremen (Fa*b), Interventionistische Linke Bremen (IL), Sozialistische Jugend – die Falken Bremen (Falken), Wagenplatz Ölhafen (Ölhafen), Ende Gelände Bremen (Ende Gelände)
The problem is racism – the problem is nationalism
Instead of really understanding the pandemic as a global problem, nation states are falling into isolationist policies and absurd competitive logics. Nationalism is, once again, the answer to the crisis.
After the financial crisis in 2008, the starting signal for massive austerity measures in Europe was given, enforced by Germany – also in the health sector. This is now having fatal consequences in Greece, among others: More than a third of the hospitals were closed and the financial means were cut by 40 percent – and still many Greek cannot afford their own health insurance. The crisis winner and „world champion in respiration“, Germany, is doing everything in its power to resist European solidarity and is refusing the so-called “Corona Bonds” to the crisis losers* who are already on the ground, leaving them alone when taking in refugees.
Germany applauds itself in the global race for the smallest number of corona deaths. Workers* in professions now called „systemically relevant“ shall self-sacrifice themselves for the business location – above all women*. There is only free applause for nurses* instead of finally guaranteeing them humane working conditions. The state brings back more than 150,000 stranded German tourists with airplanes. The admission of 50 (!) unaccompanied youths is like a mockery. Fugitives are still accommodated in collective centres such as Lindenstraße, which exposes them to a far greater risk of infection.
This false solidarity knows only the business location Germany, which should be brought out of the crisis as mildly as possible. Germany is closing down and the ones who suffer are those who were the losers before: Refugees in the centralized camps in Bremen as well as along Europe’s borders, homeless, precariously employed.
For a real, boundless solidarity
We should stop sitting at home and just read in the news what the state is making up for us. The state is taking, in addition to what is now urgently needed, pointless and authoritarian measures that cannot be justified by infection control: Restriction and partial abolition of freedom of assembly, closed borders. Even sea rescue, which is an international right, is to be omitted.
Let us therefore call for genuine, global solidarity instead of national closure. Fight already today for the post-Corona world.
Special times require alternative protest ideas. We have decided to organize a motorcade to minimize the risk of COVID-19 infection. We are aware that cars do not contribute to climate protection. Nevertheless, we have decided to do so in order to have the opportunity to protest loudly in the city centre as well as at the first reception point in Lindenstraße in the north of Bremen. Take part, even if you don’t get into a car – paint a banner and hang it out the window or put it in front of your front door. Make noise. Speak out in your social channels for a closure of Lindenstraße and show not only your neighbours that solidarity does not stop in your own street and not at the borders.
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